Glaube und Religionen

Religiöse Themen sind immer ein „heisses Eisen“ und Anhänger einer Glaubensgemeinschaft reagieren sehr empfindlich auf Kritik.

http://zentao.wordpress.com/2012/08/05/brauchen-wir-den-uberhaupt-eine-religion/

Zitat Zentao:

….. Die meisten Menschen kommen via ihrer Familie zu ihrer Religion und getrauen sich nicht diese zu hinterfragen.
Jahrhunderte des Anlügens durch die Kirche geht nicht Spurlos an den Menschen vorüber, die Menschen in unserer Kultur sind verunsichert und suchen nach einer neuen Autorität die es so nie geben kann…..

Die Suche nach einer Autorität würde bedeuten, ich tausche meinen Glauben gegen einen anderen aus. Das ist nicht im Sinne des Erfinders, denn glauben heisst „Nicht-Wissen“. Der Mensch – ausgestattet mit einem Verstand, der denken sollte – sollte diesen auch einsetzen, um die Inhalte religiöser (und weltlicher) Gemeinschaften zu überprüfen.

Sagte doch Paulus schon an die Gemeinde in Thessalonich : „Prüfet alles und das Gute behaltet.“ Wobei es mir jetzt piepegal ist, ob Paulus wirklich existierte oder nicht – es ist eine kluge Empfehlung.

Ich habe mich mit den Schriften mehrerer Mystiker auseinandergesetzt und mit „moderneren“ Weltanschauungen. Überall habe ich etwas gefunden, was ich gut fand – und überall etwas, wogegen sich mein Verständnis sperrte; vor allem dann, wenn Ängste ausgelöst werden sollen. Da wird gedroht mit Verdammnis, Höllenqualen oder Nichtexistenz. Als wenn wir Menschen es nicht schon schwer genug hätten, mit dem irdischen Dasein zurecht zu kommen.

Wahrscheinlich gibt es immer noch Menschen, die nicht an die irdische Wiedergeburt glauben und die das, was ihnen beigebracht wurde, ohne nachzudenken annehmen. Wurde doch schon laut Bibel Abel belohnt, weil er sich an die Anweisungen Gottes hielt. Und Kain, der sich abrackerte, um bessere Erträge zu erzielen, wurde missachtet. (wobei ich es rätselhaft finde, dass ein Gott Missachtungen gegenüber seinen Geschöpfen empfinden konnte). Dort war Eifersucht Grund des Totschlages, wo man sich wieder Fragen muss, woher dieses Gefühl kommen konnte. Wer sich mit „Glauben“ beschäftigt, erhält viele Antworten, aber es entstehen auch viele Fragen.

Schuldsuche und Schuldzuweisung befreien den Menschen von der eigenen Verantwortung für sein Tun. Es gibt immer einen Grund, den anderen zu beschuldigen. Und gibt es mal keinen, erfindet man einen. Um das System zu verstehen, müssen wir uns in unsere Kindheit begeben, wo wir uns in Abhängigkeit von den Eltern (und Geschwistern) befanden. Dort erlebten wir unsere Ohnmacht. Uns wurde erklärt, dass wir „Schuld“ waren, dass die Eltern traurig waren, weil wir nicht bedingungslos gehorchten. Wir waren „Schuld“, dass die Eltern uns verprügeln mussten. (In meinem Schuljahrgang waren auch die Lehrer noch „erziehungsberechtigt“ und prügelfreudig). Ist es ein Wunder, dass ein Grossteil dieser Generation nichts tut, um hinter die Kulissen zu schauen?

Zitat aus einer Diskussion: „es liegt nicht an den dingen an sich, wenn wir sie nicht mehr überblicken können, sondern an den mehr oder weniger geschlossenen seelenaugen.“

Wer Friedensarbeit leisten möchte, muss mit seiner eigenen Vergangenheit anfangen. Es ist eine gesunde Entwicklung, wenn man Trauer und Wut wegen der Ungerechtigkeiten empfindet, die man erlitten hat. Wir waren viel zu klein, um die Verantwortung zu tragen, die uns aufgebürdet wurde. Die Eltern haben uns so erzogen, wie sie es gelernt haben. Wenn man sich vorstellt, dass Eltern mal ein kleiner Junge und ein kleines Mädchen waren, versteht man sehr schnell ihre verletzten Gefühle (und Körper). Körperliche Wunden heilen, aber verletzte Gefühle nicht. Erst wenn wir sie ansehen, betrauern, beweinen haben wir die Möglichkeit, sie zu akzeptieren als das, was sie sind: Gefühle. Sie sind gut. Sie sind unsere Empfindungen, zu denen wir fähig sind.

Autor: Ursula Ortmann, Rees

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