Hemmung und Kompensation

Eigentlich weiss jeder Mensch, was Hemmungen sind. Doch wissen die wenigsten, wie sehr sie selber betroffen sind. So weiss eigentlich keiner, dass es eine Hemmung ist, wenn man sich ständig ärgert oder Aggressionen erleiden muss. Die Erwartungshaltung von Eltern, Familie, Freunde etc. findet man als normal, man kennt es ja nicht anders. Man fühlt sich ihnen gegenüber ohnmächtig oder ausgeliefert, stellt ihre Handlungen aber nicht infrage. Viele fühlen sich geistig und seelisch blockiert oder haben Schuldgefühle, wenn sie ihre eigenen Vorstellungen verwirklichen wollen. Letztendlich können Versagensängste dazu beitragen, dass man unsicher ist und aufgibt.

Wir waren in der Kindheit zahllosen Eindrücken ausgesetzt, die irgendwie auf uns wirkten, obwohl wir ihnen keine Aufmerksamkeit schenkten. Wir nahmen sie auf, ohne es eigentlich zu wissen. Auch verfügen wir über einen großen Schatz an Erinnerungen, die nicht immer bereitliegen, die aber in einem neuen Zusammenhang leicht wieder geweckt werden können.

Das Kind übernimmt die Werte der Eltern und die Normen seines sozialen Umfeldes.

Es erfolgt eine unbewusster Zensur über unser Handeln. Das strafende Elternbild wird verinnerlicht und erscheint später, oft noch im Erwachsenenalter, als eigene innere Stimme: „ich sollte“, „ich muss“, „ich darf nicht“. Es macht sich bemerkbar, wenn man sich nicht an die Normen, Wertvorstellungen, Traditionen oder Tabus hält, die einem von den Eltern oder von der Gesellschaft vermittelt worden sind. Das nennt man auch „schlechtes Gewissen“.

Ich muss, Ich soll, Ich darf nicht – jeder kennt diese innere Stimme, diesen inneren Antreiber in uns, der das Leben unsäglich schwer machen kann. Vor allem wenn man zwanghaft bemüht ist, ihm gerecht zu werden.

Es bildete sich als erfahrene Bestrafung durch die Eltern, ist aber nicht einfach nur ein Abbild der elterlichen Verbote, sondern wird durch diese ins Leben gerufen und entwickelt dann seine eigene Dynamik. Der strenge Elternteil findet sich wieder im Partner, Chef, Vermieter, eigentlich in jedem anderen, weil man nie hinter das System geblickt hat: Kind braucht ein Elternteil.

Nicht nur Strafe, auch Belohnung wirkt so, dass man sich auf bestimmte Art verhält, wie es von den Eltern bzw. von der Gesellschaft gewünscht wird. Die Belohnung muss sofort erfolgen, z.B. ein Stück Schokolade. Dann bringt das Kind eine Verhaltensweise mit dem angenehmen Geschmack der Schokolade in Verbindung. Bei Erwachsenen kann oft ein wohlwollendes Kopfnicken oder Schulterklopfen als sozialer Verstärker dienen. Nicht umsonst wird Vanille vielen Lebensmitteln zugesetzt: es erinnert an schöne Kindheitserfahrungen z.B. Kuchen, Pudding etc.

Ein gehemmter Mensch verhält sich immer noch wie ein Kind, auch wenn er schon lange erwachsen ist. Deswegen nennen wir ihn Kindrollenspieler. Zu jedem Kindrollenspieler gehört ein Erwachsenenrollenspieler, also jemand, der diesem Kindrollenspieler sagt, was es sagen, denken, tun soll. Dieser übernimmt die Funktion eines Elternteiles, massregelt ständig und leitet erzieherische Massnahmen ein. Dieser Elternrollenspieler selber hat sich aus dem Abhängigkeitsverhältnis in seiner Kindheit gelöst und die gleiche Art und Weise seiner Eltern angenommen und erwartet – wie die Eltern – Anerkennung für das, was er tut. Er übt Kontrolle aus, richtet über den anderen, stresst oder behindert den anderen in seiner Entwicklung.

Er fragt auch nicht danach, wie es dem Kindrollenspieler geht oder welche Bedürfnisse dieses hat. Der Elternrollenspieler stellt Bedingungen und erwartet, dass diese erfüllt werden. Andernfalls folgt die Strafe: seelische Übergriffe wie Liebesentzug, Ausgrenzungen, Herabwürdigung bis zu körperlichen Übergriffen.

Dabei kann es oft zu Projektionen kommen: Die Übertragung des eigenen seelischen Konfliktes, Wünsche oder Vorstellungen auf andere, z.B. eigene Affekte, Stimmungen, Absichten und Bewertungen etc. werden anderen Personen zugeschrieben. Es sind die bekannten Sätze, die mit „Du bist, tust, hast……“ anfangen.

Sowohl der Kindrollenspieler als auch der Elternrollenspieler leben nicht als Erwachsene.

Beide Formen können zu schweren körperlichen Erkrankungen führen, allerdings ist der Kindrollenspieler wesentlich anfälliger für Krankheiten, da er ja ständig Ärger, Unsicherheit und vielleicht Ohnmacht empfindet.

Es wird ihm bewusst, dass er auf diese Art nicht mehr weiterleben kann – vielleicht auch durch Hilfe von ärztlicher oder psychologischer Betreuung – und beginnt sich der Rolle bewusst zu werden, die er da spielt. Er beginnt, sein eigenes Selbstwertgefühl aufzubauen, seine Rechte durchzusetzen und die Verantwortung für sich selber zu übernehmen.

Allerdings hat es zur Folge, dass man den Elternrollenspieler dann nicht mehr braucht und man sich davon trennt.

Autor: Ursula Ortmann, Rees

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